HALTE DEIN HANDY „AUF ABSTAND“
Wir werden leicht weitsichtig bis normalsichtig geboren und der Augapfel wächst im Laufe der Kindheit und Jugend. Bisher ging man davon aus, dass hauptsächlich erbliche Faktoren dabei eine Rolle spielen.
In den letzten Jahren ist jedoch ein deutlicher Anstieg der Kurzsichtigkeit in Europa und vor allem in Asien zu beobachten. Im März 2015 veröffentlichte das „European Journal of Epidemiology“ Zahlen für Europa, die ein Umdenken geradezu herausfordern. Danach sind bereits 34% der 20-24Jährigen, 47% (!) der 25-29-Jährigen, aber nur 27% der 55-59- Jährigen und lediglich 16% der 65-69-Jährigen kurzsichtig.
Interessanterweise sind nur ein Viertel der Menschen ohne Ausbildung kurzsichtig, bei Abiturienten sind es bereits 35% und bei Hochschulabsolventen 53%, schrieb Focus online im September 2015.
In den Ländern Japan, China, Taiwan und Südkorea sind schon 70-95% der Jugendlichen kurzsichtig.
Eine Erklärung hierfür, so fanden Forscher heraus, ist die Tatsache, dass immer häufiger schon in frühen Lebensjahren ein pausenloses Lesen in der Nähe stattfindet: Handys, Computer, iPad etc. Dieses Lesen in kurzem Abstand ohne erholsame Pausen durch Blick in die Ferne übt sehr wahrscheinlich einen Wachstums-Anreiz auf den Augapfel aus. Wächst der Augapfel nur um 1 mm länger, ergibt das eine um 3 Dioptrien höhere Kurzsichtigkeit! In Japan fangen bereits 3 Jährige zu lesen an.
Der Neurobiologe Prof. Dr. Frank Schaeffel von der Universität Tübingen empfiehlt daher allen: mindestens 30 cm Leseabstand zum Buch oder Handy, PC-Monitoren in mindestens 80 cm Abstand. Vor allem jedoch sollten wir immer wieder den Blick in die Ferne schweifen lassen und den Augen Ruhe gönnen.
Kinder, die viel im Freien spielen, zeigen deutlich weniger Kurzsichtigkeit.
Bei den Amazonas-Indianern kommt Kurzsichtigkeit nur zu 5% vor. Selbst wenn die genetische Disposition nicht so stark ausgeprägt sein dürfte, ist sicher die Zahl der Handys ebenfalls geringer.
Mein Fazit: „Eltern, schickt Eure Kinder raus zum Spielen“☺
Quellen:
„Prevalence of refractive error in Europe“ European Eye Epidemiology Consortium in European Journal of Epidemiology 3/2015
Auge-online 12/2013
Frank Schaeffel, Universität Tübingen
Norbert Pfeiffer, Direktor der Augen-Uniklinik Mainz